Trauer ist als "Ausnahmezustand der Seele" mit intensiven Gefühlen verbunden. Jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise zu trauern, die ihm entspricht. Trauer folgt keinesfalls allgemeingültigen Regeln oder verlangt von uns: "Nur so, auf diese Weise, darfst Du trauern!" Vielmehr ist erforderlich, das zu entdecken, was für einen selbst gut und hilfreich ist. Erst hierdurch findet jeder den ureigenen Ausdruck für seine Trauer.
Häufig tauchen während der Trauerphase unangenehme Gefühle wie Wut oder Ohnmacht auf. Zugleich sind im Zusammenhang mit dem Trauerfall zahlreiche Aufgaben zu erledigen (die Gestaltung von Trauerbrief und -anzeige, das Aussuchen eines Sarges/einer Urne u.v.m.), die einen möglicherweise an die Grenze der Kräfte bringen oder nur wenig Zeit lassen, wirklich zu trauern.
Immer wieder erlebe ich in der Begleitung Trauernder, wie unsicher und kopflos dies alles Menschen machen kann. Allerdings auch, dass Trauernde genaue Vorstellungen davon haben, wie sie ihren persönlichen Abschied von ihrem Angehörigen gestalten wollen.
Hilfreich und kraftspendend innerhalb des Trauerprozesses kann es sein, überhaupt erst einmal den eigenen Gefühlen, Wünschen und Erinnerungsbildern auf die Spur zu kommen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Vorbereitung der Trauerfeier. So lässt sich am Tag des Abschieds das realisieren, was Ausdruck eigener Empfindungen wie des persönlichen Geschmackes ist - sei dies auf den ersten Blick auch noch so ungewöhnlich. Musik und Gedichte sowie Blumenschmuck und Dekoration haben hier ihren Platz.
Als Trauerredner verstehe ich es als meine Aufgabe, Trauernde so zu begleiten, dass sie ihren Abschied optimal gestalten können. Wenn Angehörige im Rückblick sagen: "Genau so ist es mein persönlicher Abschied gewesen!" , dann habe ich meine Arbeit richtig gemacht.